Die EZD

Keywords

Dermale Zytologie, Wundgrundzytologie, Epidermale zytologische Diagnostik, Tape-Zytologie, Fräszytologie, Markierungsgestützte-EZD, Immunhistochemie, FISH, exfoliative Zytologie

Vorwort:

Diese synoptische Darstellung dermatologisch zytologischer Verfahren und teils auch deren Ergebnisse, die ich seit über 30 Jahren nutze und zusammentrage, beansprucht nicht Vollkommenheit oder Perfektion. Im Gegenteil soll sie zytologisch Tätigen in der Dermatologie Anreiz sein, diese noch zu verbessern.    

Der Focus dieser Veröffentlichung liegt auf der Darstellung der möglichen zytologischen Verfahren, die in den verschiedenen Anwendungsmodalitäten nutzbar wären.  Die praktische Anwendbarkeit zytologischer Verfahren und deren konkreter Nutzen in die Vorort-Diagnostik stehen hier im Vordergrund.  

Die rasanten Entwicklungen in der molekularen Pathologie und der nicht invasiven Hautdetektion werden hierzu auch beitragen.

Zusammenfassung:

Zytologische Untersuchungen bei Hauterkrankungen lassen sich vielfältig und mit verschiedenen Verfahren einsetzen. Es können momentan 3 große Einsatzbereiche nach Häufigkeit und Nutzen aufgezählt und eingegrenzt werden: 1) Infektionsdiagnostik (Bakterien, Pilze, Parasiten, weniger Viren) 2. Diagnostik von Präkanzerosen und Malignome (Aktinische Keratosen, BCCs, PECs, Melanome, dysplastische NZNi) und 3. Die Entzündungsdiagnostik (Psoriasis, Neurodermitis, Pityriasis u.a.). In der praktischen Vorort-Diagnostik haben sich nach Häufigkeit folgende 3 Verfahren am besten bewährt: Die Tape-Zytologie (TZ) mit transparenten Klebefilmen, die Stieltupfer-Zytologie (SZ) mit sterilen Abnahme-Stieltupfern und drittens die Fräszytologie((FZ)), 1998 entwickelt, deutsches Patent Jan. 2001). Die Abform-Zytologie (AZ) wurde von mir 1991 im Rahmen eines Stipendiums der DFG entwickelt und patentiert. Die AZ wird von mir vor allem bei der Analytik von Aktinischen Keratosen eingesetzt, da hiermit kleinste Schäden der Epidermis exzellent sichtbar gemacht werden können. Dies trifft dann in den meisten Fällen auf BG-Patienten zu.   Als Variante der TZ lässt sich sehr hilfreich die Markierungsgestützte EZD (MEZ) einsetzen, die genaue örtliche Zuordnungen und Vergleiche der EZD garantiert ( vor allem im Vergleich zur gesunden Haut ) und die Exprimations-Zytologie (ExZ), bei der vor allem Talgmassen und Haarbalgmilben (Demodexes) aus den Follikelostien herausgepresst und exakt beurteilt werden können. Die FZ hat sich vor allem in der großflächlichen epidermalen Analytik von Verhornungen der Hände und Füße zum validen Ausschluss von mykogen bedingten oder mitverursachten Hyperkeratosen sowie zur Diagnostik der Tinea pedis und  zur Abklärung der Onychomykose bewährt.

Die horizontale, oberflächliche EZD mit der einfachen, wasserbasierten Methylenblau-Färbung lässt sich hervorragend mit bewährten üblichen histologischen Untersuchungen ergänzen (HE, PAS, PAP, Fluoreszenz) und auch nach Relevanz mit besonderen histologischen oder molekulargenetischen Untersuchungen kombinieren (Immunhistochemie ((IHC)), FISH, PCR). Die EZD kann auch für weiterführende apparative Untersuchungen genutzt werden (Rasterelektronen-Mikroskopie ((REM)), Konfokale Lasermikroskopie, Durchflusszytometrie u.a.).

Die EZD ist eine oberflächliche Horizontal-Diagnostik, die deshalb auch andere Beurteilungen von Hauterkrankungen zulässt wie die Histologie (als Vertikal-Diagnostik).  Die heißt konkret, dass die oberflächlichsten Hautschichten (Stratum corneum + granulosum) hier deutlicher und klarer in den Focus treten im Gegensatz zur Histologie. Zudem treten bei der einfachen und schnellen EZD nicht die bekannten Artefakt-Bildungen der Histologie auf.  Bei vielen entzündlichen Hautveränderungen (HV) kommt es zu einer „Überschwemmung des Strat. corneums mit kernhaltigen Zellen der Strat. granulosums“ ( Exozytose ). Ebenso zeigen sich bei malignen Hautveränderungen ( HV )  oft tieferliegende Zellen des Strat. spinosums und malignom- verdächtige Zellstrukturen, die hervorragend schon in der gynäkologisch-zytologischen Fachliteratur beschrieben wurden. In Zukunft sollten deshalb dermatologisch tätige Zyto-Histologen ausgebildet werden so wie dies schon seit Jahren weltweit in der Gynäkologie praktiziert wird.  

Für die erste, schnelle und kostengünstige mikroskopische Abklärung von Hautveränderungen vor Ort ist die EZD für die oberflächlich gut zugängliche Dermatologie prädestiniert. Die EZD kann lukrativ in der GOÄ ( und auch BG ) abgerechnet werden und auf Antrag auch im EBM.

Die universitäre Dermatologie sollte endlich das Potential der EZD erkennen und hierfür Ausbildungen und Qualifizierungen anbieten und ausarbeiten. 

Geschichtliches und Aktuelles:

Seit der Erfindung des Mikroskops und den Entwicklungen der Anfärbe-Methoden (Paul Ehrlich, Virchow) sowie den rasanten Erkenntnisgewinnen der Zellpathologie (Virchow) entwickelte sich die Zytologie, anfangs besser als die Histologie. Erst nach den fundamentalen Verbesserungen in der Pathologie (Virchow, Robert Koch) und Mikroskopie (Zeiss, Abbe) trat die Zytologie in der Bedeutung deutlich hinter die Histologie / Pathologie zurück, was bis heute noch so ist.

Die anfangs nicht beachteten Veröffentlichungen und Entdeckungen des Gynäkologen Papanicolau 1928 erbrachten nach Jahren einen Schub in der gynäkologischen Zytologie und nach den Veröffentlichungen des Gynäkologen zur Haussen (Onkogene Viren, 1977) setzte ein weiterer Schub zytologischer Tätigkeiten, Fort- und Weiterbildungen ein.         

Der Autor selbst beschäftigt sich intensiv seit Ende 1988 und vor allem seit der Erfindung der Abform-Zytologie 1991 mit den dermatologisch nutzbaren zytologischen Untersuchungsmethoden.

Hieraus entwickelten sich 2 Patentierungen (Abform-Zytologie, Fräs-Zytologie) sowie umfangreiche Verbesserungsversuche, um auch die bewährten histologischen Färbemethoden und moderne molekulare Methoden (IHC) für die dermale Zytologie nutzbar zu machen.   Zudem entwickelte der Autor die Wundgrundzytologie, die er 2008 veröffentlichte und routinemäßig erfolgreich vor allem zur Behandlung chronischer Wunden einsetzt.

Seit März 2017, nach der Verleihung des Innovationspreises des BVDD (Projekt Zytoderm) in Frankenthal hat der Autor mehr als 15 Vorträge an dermatologischen Universitäten, in dermatologischen Qualitätszirkeln, bei Chirurgen (vor allem bzgl. der Wundgrundzytologie und Erbium-YAG-Laserung von Wundbelägen (thermische Desinfektion) und in Fortbildungen und Kongressen bei Podologen gehalten.  Aufgrund der Mehrbelastungen durch die Corona-Krise wurden auch geplante Veröffentlichungen zurückgestellt. Im Februar/März 2021 wurde vom Autor die Bezeichnung EZD ( epidermale zytologische Diagnostik ) für die dermatologisch angewandte Zytologie entwickelt, um diese auch gegenüber anderen zytologischen Anwendungen (Urin, Aspirationen und Punktionen, Blut, Gynäkologie usw.) abzugrenzen. Seit 2019 wurde auch bei den zytologischen Vorträgen Bilder von der MEZ ( markierungsgestützte epidermale Zytologie ) gezeigt und die Dermatologen aufgerufen, diese Variante der TZ für ihre Vorort-Diagnostik einzusetzen.

 

Vorträge zur epidermalen zytologischen Diagnostik (EZD):

EZD am Beispiel der Tape Zytologie: EZD-Tape-Zyto.pdf